Bayer (Schweiz) AG - News

09.02.2023

Bayer-Chef Baumann geht vorzeitig

Der zuletzt immer weiter wachsende Druck von Investoren auf Bayer hat Wirkung gezeigt: Der Pharma- und Agrarchemiekonzern trennt sich früher als vorgesehen vom umstrittenen Noch-Chef (CEO) Werner Baumann (60). Die Leverkusener präsentierten am späten Mittwochnachmittag einen Nachfolger: Der Pharmachef des schweizerischen Rivalen Roche , Bill Anderson (56), soll das Ruder ab Anfang Juni übernehmen. Bereits am 1. April wird als Mitglied des Vorstands in das Unternehmen eintreten. Die Aktie des Dax -Schwergewichts zog vor Handelsschluss deutlich an.
Baumann steht seit langem in der Kritik, vor allem die 2018 abgeschlossene Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto für 63 Mrd. $ hängt dem Manager nach. Mit dem Kauf hatten sich die Leverkusener teure Rechtsstreitigkeiten um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat ins Haus geholt. Die milliardenschweren Rechtskosten für Verfahren und Vergleichszahlungen lasteten auf den Zahlen des Konzerns. Die Bayer-Aktie befand sich über Jahre im Sinkflug. Im Jahr 2019 verweigerten die Aktionäre dem Vorstandschef auf der Hauptversammlung gar die Entlastung.
Seit Mitte vergangenen Jahres war dann klar, dass Baumann keine Verlängerung seines Vertrags anstrebt, der eigentlich noch bis ins Jahr 2024 lief. Allerdings hatten schon Spekulationen über einen früheren Abgang die Runde gemacht, weil das Kapital Glyphosat zwar nicht beendet ist, die ganz grossen Risiken aber abgearbeitet sein sollten. Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann wolle einen Kandidaten bis zur Hauptversammlung im April 2023 präsentieren, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg bereits im September unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet.
Schon länger Druck machen wohl langfristig orientierte strategische Investoren wie der singapurische Staatsfonds Temasek, der mit mehr als drei Prozent einer der grössten Anteilseigner ist. Man stehe mit dem Bayer-Aufsichtsratschef in «konstruktivem Dialog», was die «strategische Fokussierung und die generelle Struktur des Unternehmens» angehe, hatte Temasek-Europachef Uwe Krüger dem «Handelsblatt» Anfang Dezember gesagt.
Zuletzt mischten dann auch mehrere aktivistische angelsächsische Investoren mit und forderten deutliche Veränderungen bei dem deutschen Konzern. Und Interessenvertreter einheimischer Investoren legten nach. «Bei der CEO-Nachfolge gilt: Je früher, desto besser! Sobald ein geeigneter Kandidat gefunden wurde, wird sich Herr Baumann einer vorzeitigen Stabübergabe bestimmt nicht widersetzen», sagte etwa Markus Manns, Manager bei der Fondsgesellschaft Union Investment der «Rheinischen Post» erst in dieser Woche.
Er betonte weiter: «Ein externer Nachfolger oder eine externe Nachfolgerin hätte den Charme, Bayers Probleme unvoreingenommen analysieren zu können und könnte frischen Wind in die Organisation bringen.» Wie er nun am Mittwochabend sagte, hält er Bill Anderson für eine sehr gute Wahl. Das «könnte der Befreiungsschlag sein, auf den Investoren gewartet haben. Er hat in den USA das nötige Netzwerk und das Know-how, um Bayer innovativer zu machen. Anderson wird zum Amtsantritt wahrscheinlich von vielen Investoren einen enormen Vertrauensvorschuss bekommen.»
Quelle: www.fuw.ch

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